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GRÜNER STAR (GLAUKOM)

Unterschiedliche Erkrankungen werden als Glaukome bezeichnet. Gemeinsames Kennzeichen der Glaukome ist im Spätstadium der Untergang des Sehnerven mit Aushöhlung des Sehnervenkopfes am Augenhintergrund (Papille). Häufig ist eine Abflussstörung des Kammerwassers mit krankhafter Erhöhung des Augeninnendrucks. Die Ursachen können ebenso wie die individuellen Beschwerden unterschiedlich sein, gemeinsam ist aber allen Formen, dass Nervenfasern auf Dauer geschädigt werden. Hierdurch entstehen Ausfälle im Gesichtsfeld. Unbehandelt kann die Erkrankung zur Erblindung führen. Wie entsteht ein Glaukom?

Im Auge gibt es die so genannte vordere Augenkammer (zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut) und eine hintere Augenkammer (von der Hinterseite der Iris bis zur Linse und zum Glaskörper). Die Augenkammern sind mit Kammerwasser gefüllt, das der Nährstoffzufuhr der nicht mit Blutgefäßen versorgten Hornhaut und Linse dient. Das Kammerwasser wird laufend von den Epithelzellen des Zilliarkörpers gebildet und gelangt durch die Pupille in die Vorderkammer. Von dort fließt es durch kleine Spalten (Trabekelwerk) im Bereich zwischen Hornhautrückfläche und Irisvorderfläche (Kammerwinkel) zunächst in den Schlemm´ Kanal und von dort weiter in die Blutbahn ab. Wenn dieser Abfluss behindert ist, kommt es zu einem Rückstau des Kammerwassers und damit zu einer Erhöhung des Drucks im Augeninneren. Welche Formen des Glaukoms gibt es?

  • Primäres Offenwinkelglaukom - entsteht durch ein Mißverhältniss von Augeninnendruck und Sehnervendurchblutung, kann auch bei statistisch „normalen“ Druckwerten vorliegen.
  • Primäres Winkelblock- oder Engwinkelglaukom auf Grund einer Verengung des Kammerwinkels
  • Primäres angeborenes Glaukom - bei Neugeborenen und Kleinkindern infolge nicht ausgereifter Gewebestrukturen.
  • Sekundäres (erworbenes) Glaukom – Augeninnendrucksteigerung als Folge oder Komplikation anderer Augenerkrankungen (Entzündungen, Verletzungen, Diabetes und andere Gefäßerkrankungen des Auges), in deren Verlauf der Abfluss des Kammerwassers behindert wird
RISIKOFAKTOREN UND BESCHWERDEN DES GLAUKOMS

Etwa vier Prozent aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Glaukom, meist tritt der so genannte Grüne Star nach dem 40. Lebensjahr auf. Besondere Risikofaktoren sind

  • Alter über 65 Jahre
  • gehäuftes Auftreten in der Familie
  • Diabetes mellitus
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • schwere Entzündungen am Auge
  • starke Kurzsichtigkeit
  • Kortisonbehandlung
  • Nikotin

Beschwerden

  • Das Offenwinkelglaukom ist die häufigste Glaukomform. Es beginnt unbemerkt und ist schmerzfrei. Bleibt die Behandlung aus, kommt es zu einer zunehmenden Schädigung des Sehnerven mit Ausfällen des Gesichtsfeldes und schließlich zur Erblindung
  • Bei einem akuten Glaukom-Anfall im Rahmen eines Engwinkelglaukoms kommt es zu starken Augen- und Kopfschmerzen, plötzlicher Sehverschlechterung, häufiger Übelkeit, Erbrechen sowie zu einer Rötung des Auges und Verhärtung des Augapfels
  • Das angeborene Glaukom bei Neugeborenen macht sich vor allem durch ungewöhnlich große, "schöne" Augen, Lichtscheu und Tränen bemerkbar
DIAGNOSE UND THERAPIE DES GLAUKOMS

Diagnose
Die Diagnose wird auf Grund verschiedener apparativer Untersuchungen gestellt. Der Sehnerv kann vom Augenarzt an der Spaltlampe, einem speziellen Untersuchungsmikroskop, beurteilt werden. Moderne Verfahren gestatten darüberhinaus eine dreidimensionale Laservermessung der Sehnervenstruktur und Abschätzung der Dicke der Nervenfaserschicht.
Mit Hilfe der Tonometrie kann der Augeninnendruck gemessen werden. Dieser liegt normalerweise unter 21 mm Hg, im Mittel bei 15 mm Hg. Im Zuge eines akuten Glaukom-Anfalls kann er auf bis zu 80 mm Hg ansteigen.

Zur Durchführung der Augeninnendruckmessung wird die Hornhaut örtlich betäubt und mit einem kleinen Druckmessgerät berührt. Mit der Gonioskopie wird der Kammerwinkel untersucht. Dazu verwendet man eine spezielle Linse, die direkt auf die Hornhaut aufgesetzt wird. Außerdem wird eine Gesichtsfeldmessung (Perimetrie) durchgeführt, um eventuell schon vorhandene Ausfälle festzustellen.
Um ein Glaukom möglichst früh zu erkennen und durch rechtzeitige Behandlung Folgeschäden zu vermeiden, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt - vor allem ab dem 40. Lebensjahr - notwendig, z. B. anlässlich der Verordnung einer Lesebrille.

Therapie

Die Wahl der Medikamente, Dosierung und mögliche Kombinationen werden auf den Patienten individuell abgestimmt. Meistens ist eine medikamentöse Behandlung ausreichend, um den Befund zu stabilisieren.

Wenn mit Medikamenten keine zufrieden stellende Besserung erreicht werden kann oder Unverträglichkeitsreaktionen auftreten, kommt eine operative Behandlung in Frage. Auch hier stehen verschiedene Methoden zur Wahl.

PROGNOSE DES GLAUKOMS

Unbehandelt führt ein Glaukom durch zunehmende Schädigung des Sehnerven auf lange Sicht zur Erblindung. Entscheidend ist das frühe Erkennen und Behandeln eines Glaukoms, da bereits bestehende Schäden am Sehnerv nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Mit den geeigneten Medikamenten ist es in den meisten Fällen möglich, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und das Sehvermögen zu erhalten. Die Anlage zum Glaukom ist erblich. Wenn einer Ihrer Blutsverwandten von dieser Augenerkrankung betroffen ist, sollten Sie unbedingt Ihren Sehnerven untersuchen und den Augeninnendruck von Ihrem Augenarzt überprüfen lassen - nicht erst nach dem 35. Lebensjahr!

ARTEN DES GLAUKOMS

Primärglaukome
Als Primärglaukome werden solche Glaukome bezeichnet, bei denen keine andere Augenerkrankung Ursache für die Schädigung ist.

Offenwinkelglaukom
synonym: Glaucoma chronicum simplex 

Erscheinungsbild: Es ist die häufigste Form des Glaukoms. Üblicherweise tritt sie nach dem 30. Lebensjahr auf, kann jedoch auch schon früher beginnen. Familiäre Häufung ist möglich.

Beim Normaldruckglaukom
(fälschlicherweise auch als Niedrigdruckglaukom bezeichnet) tritt eine fortschreitende Sehnervschädigung trotz überwiegend normaler Augeninnendruckwerte auf. Durch verschiedene Faktoren wird die lokale Durchblutung am Sehnervenkopf eingeschränkt, wodurch die Sehnervenfasern ebenfalls geschädigt werden. Durch eine dünne Hornhaut kann der Augeninnendruck in der Applanationstonometrie um bis zu 3 mm Hg unterschätzt werden, was möglicherweise in einigen Fällen zu einer nicht gerechtfertigten Einstufung als Normaldruckglaukom geführt hat. Zusätzlich wird diskutiert, dass eine dünne Hornhaut ein unabhängiger Risikofaktor für ein Glaukom darstellt.

Angeborenes Glaukom
synonym: juveniles Glaukom,
kongenitales Glaukom 

Durch Entwicklungsstörungen des Kammerwinkels während der Embryonalzeit kommt es zu einer Abflußstörung des Kammerwassers. Dies kann in Kombination mit anderen Fehlbildungen des Körpers auftreten. Der erhöhte Augeninnendruck kann zu einer ein- oder beidseitigen Vergrößerung des Augapfels (Buphthalmus, Hydrophthalmus) führen. Bei Verdacht auf ein angeborenes Glaukom muss frühzeitig eine Untersuchung, Augendruckmessung und ggf. Operation in Narkose durchgeführt werden, um eine dauerhafte Sehverschlechterung zu verhindern.

Winkelblockglaukom

synonym: Glaukomanfall, Glaucoma acutum 


Erscheinungsbild: Der akute Glaukomanfall beruht auf einer plötzlichen Verlegung des Kammerwasserabflusses durch eine Einklemmung der Regenbogenhaut in den Kammerwinkel. Durch einen plötzlichen Druckerhöhung auf über 60 mm Hg entstehen stärkste Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Zusätzlich tritt ein plötzlicher Sehverlust des betroffenen Auges ein. Meistens ist nur ein Auge betroffen. Der Anfall kann nach wenigen Stunden spontan abklingen und in Abständen wiederkehren, bevor ein typischer, vollständiger Glaukomanfall auftritt. Menschen mit höherer Weitsichtigkeit und fortgeschrittenem grauen Star neigen eher zum Engwinkelglaukom.

Sekundärglaukome
Werden Glaukome durch andere Erkrankungen des Auges verursacht, spricht man von Sekundärglaukomen. Dies ist der Fall bei Verletzungen oder Entzündungen des Auges (Uveitis), intraokularen Tumoren, bei Gefäßneubildungen (Neovaskularisationen) im Kammerwinkel z.B. infolge eines Diabetes mellitus oder bei entsprechend veranlagten Menschen die Anwendung von bestimmten Medikamenten (z.B. Kortison bei Steroid-Respondern).

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